SONNTAGSIMPULS 26.02.2023
1 . Fastensonntag
„… Der Mensch lebt nicht nur von Brot, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.“ Mt 4. 4
Lied
Du Sonne der Gerechtigkeit (GL 269)
Tagesgebet
Allmächtiger Gott, du schenkst uns die heiligen vierzig Tage als eine Zeit der Umkehr und der Buße. Gib uns durch ihre Feier die Gnade, dass wir in der Erkenntnis Jesu Christi voranschreiten und die Kraftseiner Erlösungstat durch ein Leben aus dem Glauben sichtbar machen. Darum bitten wir durch ihn, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Evangelium Mt 4. 1-11
1 Dann wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt; dort sollte er vom Teufel in Versuchung geführt werden. 2 Als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, bekam er Hunger. 3 Da trat der Versucher an ihn heran und sagte: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, dass aus diesen Steinen Brot wird. 4 Er aber antwortete: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht nur von Brot, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt. 5 Darauf nahm ihn der Teufel mit sich in die Heilige Stadt, stellte ihn oben auf den Tempel 6 und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich hinab; denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich auf ihren Händen zu tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. 7 Jesus antwortete ihm: In der Schrift heißt es auch: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen. 8 Wieder nahm ihn der Teufel mit sich und führte ihn auf einen sehr hohen Berg; er zeigte ihm alle Reiche der Welt mit ihrer Pracht 9 und sagte zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest. 10 Da sagte Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn in der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen. 11 Darauf ließ der Teufel von ihm ab und es kamen Engel und dienten ihm.
Betrachtung
In unseren Breitengraden gibt es trotz Klimawandel (noch) keine Wüsten, nur Betonwüsten. Aber „Wüste“ ist eben nicht nur ein Ort, der durch klimatische Bedingungen wie Hitze und Trockenheit gekennzeichnet ist, sondern jeder „Ort“, jede Situation im Leben eines Menschen, wo er auf sich selbst zurückgeworfen ist, die er als „Wüste“ erfährt. Von jeher haben Menschen gewusst und erfahren, dass solche „Orte“ auch der Ort Gottes sind, wo ER erfahren wird, genauso wie das Gegenteil. Von jeher ist die Wüste Ort des Rückzugs und der Gottesbegegnung. Gott kann dem Menschen dort begegnen, wo der Mensch keine Chance mehr hat, sich selbst im Weg zu stehen, sich selbst zu beweihräuchern, dort, wo der Mensch so ist wie er ist: ohne Outfit, ohne Ausreden, ohne Beschönigung … – Das ist NICHTS Schlimmes! Die Urform des Vertrauens zwischen Gott und Mensch ist biblisch die Nacktheit von Adam und Eva, die ihnen erst bewusstwird, als es was vor Gott zu verbergen gibt, als sie dem Glauben erlegen sind, Gott gönne ihnen irgendetwas nicht. (Gen 3.1 ff.) – Wenn Jesus versucht wird in der Wüste, sich seine Gottheit raushängen zu lassen, Macht zu haben und sich der Gier nach Macht, dem Bösen, zu unterwerfen, dann ist das die Versuchung schlechthin, die Versuchung des Menschen der Macher seines Lebens und des Lebens schlechthin zu sein. Jesus widersteht dieser Versuchung, besser gesagt dem Versucher, der mit Bibelsprüchen daherkommt. Nichts ist tückischer als die Versuchung im Frommen oder ethisch korrekten Gewand. – Die Wüste ist der Ort, wo der Mensch mit sich selbst allein ist, wo er die Chance hat der Versuchung zu widerstehen und dem Liebhaber des Lebens in die Arme zu laufen. Nicht schlimm, wenn er „nackt“ ist, d.h. nur sich selbst hat. – „Schenk uns diese Gnadenzeit …“
Sr. M. Franziska v. Dohlen
Pastoralreferentin