SONNTAGSIMPULS 19.03.2023
4. Fastensonntag
„Er aber sagte: Ich glaube, Herr! Und er warf sich vor ihm nieder.“ Joh 9.38
Lied
Zeige uns, Herr, deine Allmacht und Güte (GL 272)
Tagesgebet
Herr, unser Gott, du hast in deinem Sohn die Menschheit auf wunderbare Weise mit dir versöhnt. Gib deinem Volk einen hochherzigen Glauben, damit es mit froher Hingabe dem Osterfest entgegeneilt. Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Evangelium Joh 9, 1.6–9.13–17.34–38
In jener Zeit 1sah Jesus unterwegs einen Mann, er seit seiner Geburt blind war. 6 Jesus spuckte auf die Erde; dann machte er mit dem Speichel einen Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen 7 und sagte zu ihm: Geh und wasch dich in dem Teich Schilóach! Das heißt übersetzt: der Gesandte. Der Mann ging fort und wusch sich. Und als er zurückkam, konnte er sehen. 8 Die Nachbarn und jene, die ihn früher als Bettler gesehen hatten, sagten: Ist das nicht der Mann, der dasaß und bettelte? 9 Einige sagten: Er ist es. Andere sagten: Nein, er sieht ihm nur ähnlich. Er selbst aber sagte: Ich bin es. 13 Da brachten sie den Mann, der blind gewesen war, zu den Pharisäern. 14 Es war aber Sabbat an dem Tag, als Jesus den Teig gemacht und ihm die Augen geöffnet hatte. 15 Die Pharisäer fragten ihn, wie er sehend geworden sei. Er antwortete ihnen: Er legte mir einen Teig auf die Augen und ich wusch mich und jetzt sehe ich. 16 Einige der Pharisäer sagten: Dieser Mensch ist nicht von Gott, weil er den Sabbat nicht hält. Andere aber sagten: Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun? So entstand eine Spaltung unter ihnen. 17 Da fragten sie den Blinden noch einmal: Was sagst du selbst über ihn? Er hat doch deine Augen geöffnet. Der Mann sagte: Er ist ein Prophet. 34 Sie entgegneten ihm: Du bist ganz und gar in Sünden geboren und du willst uns belehren? Und sie stießen ihn hinaus. 35 Jesus hörte, dass sie ihn hinausgestoßen hatten, und als er ihn traf, sagte er zu ihm: Glaubst du an den Menschensohn? 36 Da antwortete jener und sagte: Wer ist das, Herr, damit ich an ihn glaube? 37 Jesus sagte zu ihm: Du hast ihn bereits gesehen; er, der mit dir redet, ist es. 38 Er aber sagte: Ich glaube, Herr! Und er warf sich vor ihm nieder.
Betrachtung
Am letzten Sonntag hat Jesus einer Frau den Blick für ihr Leben und für den Retter, den „Heiland“, geöffnet. Nun wendet sich Jesus wieder einem Menschen einem Blinden zu. Wieder packt Johannes viele Details in diese Geschichte. Es geht um zwei Stränge in der Geschichte, wie in einer Fernsehserie: es geht um die Heilungsgeschichte und diese läuft auf dem Hintergrund der Geschichte Jesu, die sich durch das ganze Evangelium zieht. Der Blinde erfährt das therapeutische Handeln Jesu. Er muss auch etwas tun: sich im Teich waschen. Und dann betritt die menschliche „Behörde“ die Szene mit den Gesetzesvorschriften: Jesus hat sie nicht korrekt eingehalten: Verstoß gegen das Sabbatgebot. Der Konflikt spitzt sich zu und trifft hier den Geheilten. Nun kommt kein „Rettungshubschrauber“ und auch „kein rettender „Engel“ wie im Fernsehen, sondern Jesus fragt: „Glaubst du an den Menschensohn?“ – Am Ende folgt das Glaubensbekenntnis des Geheilten und er nimmt die Haltung der Gottesverehrung ein: er fällt nieder. – Wozu brauchen wir solche Geschichten? Sowohl die Szene mit ihren Details als auch die Kulisse der Geschichte sind aus unserer Zeit herausgefallen, wir kennen auch kein Sabbatgebot mehr und dass Krankheit etwas mit Sünde zu tun hat, dem hat Jesus selbst schon eine Absage erteilt. Auch das Knien vor einem Menschen gibt es allenfalls noch in der Liturgie des Weihesakramentes oder in der Romantik eines Heiratsantrages. Wir knien richtigerweise nur in der Kirchenbank. – Doch die Absicht des Johannes geht in eine andere Richtung: Anbetung als Lebenshaltung. Unser Blick soll frei werden für den Gottessohn. Ihm allein gebührt der Glaube und das Niederfallen.
Sr. M. Franziska v. Dohlen
Pastoralreferentin